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Tagebuch Neufi Teil II

Ja, ja, so geht die Zeit ins Land. Lucy, der Labrador-Münsterländermix entwickelte sich in diesem Sommer zu einer passionierten Jägerin, der kein Zaun zu hoch, kein Weg zu weit und kein Graben zu tief war, um nicht ihrer Leidenschaft zu frönen. Thula, unser Schaf, war natürlich mit von der Partie, stratzte freudig sabbernd hinterher, egal ob durch Mais oder Gerste, den Wald oder irgendwie querfeldein. Im Gegensatz zu Lucy war Thula spätestens nach einer halben Stunde wieder da, meistens nass, immer dreckig und schwer schnaufend. Nach 2-3 Litern Wasser warf sie sich in ihre Ecke und war für den Rest des Tages in süßen Träumen verschwunden. Nicht so Lucy, die blieb oft mehrere Stunden fort und trotz intensiver Suche von 9 Familienmitgliedern unauffindbar. Wir wohnen mehr als ländlich und es ist leider nicht möglich, das gesamte Grundstück einzuzäunen und „Lucy-ausbruchssicher“ zu machen. Da streunende Hunde eine Gefahr für andere und sich selbst darstellen, entschlossen wir uns schweren Herzens, für Lucy ein neues Zuhause zu suchen.

Diesmal war uns das Glück hold und Ben, der erwachsene Sohn unserer Kinderfrau, der Lucy schon seit Beginn des Jahres kannte, erklärte sich bereit, unseren Wildfang zu adoptieren. So ist sie für uns nicht ganz aus der Welt und ich weiß, dass unser Hund dort ein gutes zuhause hat.

Lucy ging es gut und Thula? Thula eigentlich auch. Sie klebte von nun an wie ein alter Kaugummi an mir, nahm an meinem gesamten Leben teil (nein, mit ins Bett darf sie immer noch nicht!) trottete mir stets hinterher und sah mich fragend an. Einerseits schien sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Familie zu genießen, andererseits fehlte ihr wohl doch der „Leithund“ oder wenigstens ein Kumpel.

Es war schon lustig anzusehen, wie der kleine schwarze Teufel mit dem großen schwarzen Schaf haschen spielte, wie sie zusammen in einer Ecke lagen oder sich auf eine Decke quetschten und wie sich Lucy gnädigst das herzhafte Abschlabbern von Thulas großem, rosa Waschlappen gefallen lies. Das war nun leider vorbei. Oder? Helen, 8, sprach es dann aus:

Wir brauchen einen Freund für Thula.

Und so trat ein zweiter Neufundländer in unser Leben. Geboren als Happy go Lucky vom Mühlrad, eroberte er unsere Herzen im Sturm, was sag ich, im Hurrikane.

Durch reinen Zufall zappelte ich mich durch das www, landete natürlich rein zufällig auf den HP’s von diversen Züchtern von Neufis und natürlich ganz, ganz zufällig auch auf der HP von Thulas Zwinger.

Selbstredend konnten wir nicht ohne einen schlabberigen Gruß im Gästebuch gehen und noch am selben Abend haben wir telefoniert.

1 Stunde später stellten wir fest, das wir ganz, ganz, ganz zufällig in einer Woche einen Flug von Frankfurt aus machen sollten und da lag es ja sozusagen nahe, sich den Kleinen, der noch ein zuhause suchte, vor Ort mal anzusehen.

 
Seufz. Habt Ihr schon mal versucht, einen Zwinger mit Welpen zu besuchen, dort seinen zukünftigen Hund zu finden und danach 12 Stunden auf die Malediven fliegen? Das ist sooo gemein! Am liebsten hätte ich dieses süße Wollknäuel sofort in meinen Koffer gepackt und mitgenommen. Ging natürlich nicht. Für ein so genanntes „Kabinentier“, also ein Haustier in einem entsprechenden Behältnis in der Passagierkabine, war unser Lümmel schon viel zu groß, die Grenze liegt hier bei 6 Kg Körpergewicht. Und natürlich nimmt kein normal denkender Hundebesitzer seinen Liebling mit auf so ein warmes, sandiges Ei-Land. Aber wenn man/frau erst einmal verliebt ist fällt rationales denken eben manchmal schwer.

In der Zeit, wo wir auf den Malediven waren überlegten wir einen  Namen für unseren kleinen Mann, der ja, wenn es die Natur so will,  ein Endgewicht erreicht, das meines locker übersteigt. Happy war uns für so einen Bären zu klein und zu niedlich und so lagen wir der gesamten Crew in den Ohren uns bei der Namenssuche zu helfen. Die Kollegen studierten die Fotos von Thula, die genauso selbstverständlich wie die Fotos unserer 7 Kinder mit mir herum reisen, und lieferten fleissig Namensvorschläge. Sollte jemand einen Hundenamen suchen, kann ich die Kollegen der LTU nur empfehlen. Wir waren also bei Teetje (nee, zu klein), Moses (nee, zu religiös), Herr Schröder (nee, so heißt der Nachbar), Brunhilde (geht nicht, ist ein Rüde!) und Samson (geht auch nicht, so heißt schon ein Esel von uns.) Nachts, irgendwo auf halben Weg zwischen Frankfurt und den Malediven hatte ich dann die Erleuchtung: Sandmann muss er heißen. Schließlich wird er bergeweise Sand in unser Heim bringen, ein Mann ist er zweifelsohne auch und zweisilbige Namen lassen sich gut rufen.

 

Insgesamt mussten wir uns noch fünf Tage gedulden, bis wir Sandmann endlich abholen konnten. Thula beäugte den Neuankömmling kritisch. Mmmmmh, was stelle ich mit dem Krümel jetzt an?, dachte sie wohl bei sich. Ihre Freude über den neuen Kumpel hielt sich sehr in Grenzen, doch als sie merkte, dass sie nun die Chefin war und unser aller Aufmerksamkeit für sie nicht unter dem Neuankömmling litt, liess sie Milde walten und akzeptierte den Pups.

 
 
I
Inzwischen sind gut 3 Wochen vergangen, ein Leben ohne Sandmann ist schier unvorstellbar. Klar, es dreht sich ja auch alles um den Kleinen, habe ich mir doch vorgenommen, den „Neuen“ möglichst zügig „trocken“ zu kriegen.

Sicherlich ist das der Ehrgeiz eines jeden Welpenbesitzers, leider hat es bei Thula vor zwei Jahren nur sehr, sehr schleppend funktioniert. Wahrscheinlich war es die Schuld unserer Kinderbetreuung, die im kalten Winter wenig Spass am „Hundelüften“ fand und uns in unseren Bemühungen, Thula sauber zu bekommen, leider wenig unterstützte. Und hat der Hund sich erst einmal die Diele als adequate Pinkelstelle ausgekuckt, dann ist es äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich, ihm dieses wieder abzugewöhnen. Bei Sandmann sollte es nun anders sein, wann immer der Krümel mit irgendeiner Aktivität fertig war, sei es fressen, saufen, spielen, schmusen, schlafen oder sonst etwas, ging ich mit dem Hund vor die Tür. Oftmals um dann zu beobachten, wie Sandmann draußen Schmetterlingen nach jagte, in den Blumenbeeten nach Gold suchte oder die Fährte eines anderen zwei- oder vierbeinigen Tieres aufnahm und ganz gespannt verfolgte. Von Lösen keine Spur. Ja, ich weiß, Welpen sollen früh lernen, was sie nicht dürfen. Aber wie viel kann ein Welpe auf einmal lernen? Prioritäten setzen ist da angesagt. Und mein Tag hat leider auch nur 24 Stunden. Wer kennt das nicht?!

Kommen wir zu etwas Erfreulichem. Gestern waren wir Brombeeren pflücken. In cirka drei Kilometern Entfernung schmückten die dichtesten Brombeerhecken Nordrhein-Westfalens eine Kuhwiese, an der Millionen von tiefschwarzen, zuckersüßen, hummelgroßen Brombeeren im milden Spätsommer nur darauf warteten, von gelangweilten, unausgelasteten Hausfrauen geerntet und alsdann zu Marmelade, Gelee, Kompott, Kuchen oder sonstigen Leckereien verarbeitet zu werden. (Zumindestens war das im letzten Jahr so) Nicht, dass ich mich zu der genannten Personengruppe  zuzählen würde, frische Brombeeren haben für mich aber eine unwiderstehliche Anziehung, also machten wir uns auf den Weg. Hannah, Hardy und Henry mit dem Fahrrad, Helen, Thula und ich zu Fuss. Und Sandmann? Der sass gemütlich bei Henry im Fahrradanhänger, gut das es den noch gab. Zuerst war ihm das blau-gelbe Stoffding nicht so ganz geheuer, zumal es sich dann auch noch fast von allein bewegte, als er dann aber feststellte, wie kommod man/hund mit so einem Vehikel reisen konnte, schien es unserem jüngsten Familiennachwuchs sogar richtig Spass zu machen. Vor allem, wenn Henry richtig Gas gab und dem wolligen Zwerg der Fahrtwind um die Nase pfiff. Auf einmal war er, der Sandmann, sogar so schnell wie Thula, die im leichten Trab neben Henrys Fahrrad nebenher lief, mit mir, schon ziemlich schnaufend, im Schlepptau.

Nach erreichen der Brombeerhecken mussten wir leider feststellen, das das Jahre 2006 mit dem vorherigen nicht konkurieren konnte. Da der Mensch aber ja ein Jäger und Sammler ist, machten wir uns unverdrossen auf die Jagd nach den schwarzen Köstlichkeiten. Schließlich waren wir zu fünft, da sollten wir doch in der Lage sein, dem Gebüsch innerhalb kürzester Zeit wenigstens die Menge eines Marmeladenrezeptes abzuringen! Waren wir auch. Leider haben wir nicht mit dem Erfindungsreichtum und der Verfressenheit unserer schwarzbepelzten Begleitung gerechnet und in einem unbeobachteten Moment fummelten unsere Räuber die bisherige Ernte aus dem Fahrradhänger und ließen sie sich schmecken. So, so, Hunde stehen also auch auf Vitamine? Also wurde es nichts mit Brombeermarmelade dieses Jahr, die wenigen „geretteten“ wanderten in einen Kuchen und das war’s. Nächstes Jahr probieren wir es dann nochmal...

Mittlerweile ist unserer wuscheliger Wirbelwind vier Monate alt und knapp 20 kg schwer, er hat sich also quasi in den letzten 8 Wochen verdoppelt. Nicht nur was das Gewicht angeht, auch die Größe der ungeplanten Pipiseen in unserer Diele. (Seufz) So ein Welpe ist wirklich eine rundumdieuhr-Beschäftigung, kaum einmal nicht aufgepasst, zack, pieselt Sandmann wieder in den Flur. Ob er sich da mit Thula abgesprochen hat (nach dem Motto, hab ich früher auch so gemacht) oder ob unsere neue Kinderfrau auch Probleme mit der Außentemperatur hat (wir haben aber erst Oktober, kann also eigentlich nicht sein?!) oder ob sie einfach nur das frühe Aufstehen hasst, Sandmann hat sich unsere Diele genauso zum Erleichtern ausgekuckt, wie Thula vor 2 Jahren. (Doppelseufz) Ich kann also jedem, der sich einen Neufundländerwelpen anschaffen will, nur empfehlen, sich die ersten drei Monate nach Einzug Urlaub zunehmen, sich krank zu melden oder zumindest den Job zu wechseln und in Heimarbeit die Brötchen zu verdienen, damit einem diese Pinkelodysse erspart bleibt. Eine durchgängige Befliesung der Räumlichkeiten, in denen sich das neue Familienmitglied aufhalten soll, ist genauso empfehlenswert wie ein Wandanstrich mit Latexfarbe. Es darf auch gerne ein Holzfussboden sein (aber imprägniert!) und wer mag, Kacheln an den Wänden. Thula zum Beispiel liebt es, sich an den Wänden entlang zu schubbern. Das hat in den ersten 18 Monaten den Vorteil, das Herrchen bzw Frauchen das Größenwachstum problemlos mitverfolgen können (sieh, mal Schatz, die neuen Schmutzstreifen! Der Hund reicht schon bis zum Lichtschalter...)

Nach Abschluss des Höhenwachstums verschärfen sich die schwarzen Schubberstreifen allerdings auf einer Höhe. Wer`s nicht leiden mag, streicht den Flur in dem modischen Farbton „Schlamm“, nimmt wildgemusterte Tapete Typ „Dschungel“ oder eben Latexfarbe. Meine Diele war vor Einzug von Thula mal Vanillegelb. Aber da war ein Neufi auch noch nicht in der Familienplanung... ;o)

Text & Bilder © Katrin Leineweber, danke für dieses ach so zutreffende Tagebuch

 

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